Facebook des Goldenen Zeitalters

Vielleicht erwarten Sie dies nicht, aber soziale Medien sind nichts Neues.… Literaturwissenschaftlerin Sophie Reinders promovierte vor kurzem (cum laude) mit der Dissertation Die Mücke und die Kerze. Freundschaft und Liebe in Freundschaftsbüchern adeliger Frauen der nördlichen Niederlanden 1575-1640.

In dieser Zeit benutze man ‘alba amicorum’, lateinisch für Freundchaftsbücher. Sophie Reinders untersuchte diese Bücher. Darin sammelten die Frauen Gedichte, Lieder, Zeichnungen und kurze Freundschaftssprüche um sich mit Gleichgesinnten zu "vernetzen. Man kommentierte Berichte und machte Witze, alles was nun auch auf Facebook geschieht. D.h. auch vor 450 Jahren gab es schon soziale Netzwerke! Die Besitzerinnen dieser Bücher waren ungefähr 20 Jahre alt und hörten auf zu schreiben wenn sie heirateten.

alba amicorum Seite aus dem Freundschaftsbuch von Rutghera van Eck aus der Kollektion Schimmelpenninck van der Oije. Bild: Hoge Raad van Adel

Soziales Leben

Die Bücher bieten einen schönen Einblick in das sozialen Leben dieser Zeit: das Goldene Zeitalter. Sophie Reinders entdeckte, dass die Frauen interessanter waren, als allgemein in dieser “Männerwelt” bekannt war. Sie sprachen oft mehrere Sprachen, gingen auf Reise und waren belesen. Und das alles obwohl sie auch noch große Haushalte leiten mussten.

Hype

Reinders untersuchte gut 30 Bücher und konnte so das Leben dieser Frauen ein bißchen rekonstruieren. Sie wusste zwar, dass sie nur ein oberflächlichen ersten Eindruck bekam, genau wie bei den heutigen Facebook Profilen. Was heute gilt, galt auch damals schon: Je mehr Leute einen Beitrag in das Buch schrieben, desto besser! Was damals mit den Freundschaftsbüchern passierte, wird wohl auch mit den heutigen sozialen Medien passieren…  Es war kurzfristig ein Hype. Das letzte Buch, das Reinders untersuchte, war mit dem Jahr 1640 datiert. Danach war diese Modeerscheinung wieder vorbei.